Mohnfeld im Regen

Donner hallte aus den Bergen, er kündigte an, was jeder bereits ahnte. Seit Tagen hielten dunkle Regenwolken die Gipfel als Geisel, die Bäche führten ein Vielfaches ihrer üblichen Wassermenge talabwärts. Den Bauern war dies ganz recht, denn das mineralstoffreiche Nass düngte ihre überwirtschafteten Felder. Dünger war rar hier oben, wo kein Vieh weiden wollte. Das bisschen Gestrüpp, das überhaupt hier oben wuchs war Gift für jeden Magen. Überhaupt war die Gegend eigentlich gar nicht für Menschen gemacht. Einen Grund für die winzige provisorische Siedlung gab es aber dennoch und dieser Grund war rot und wuchs in unglaublichen Mengen rund um das kleine Dorf. Mohn! Diese kleine unscheinbare Pflanze mit ihrem leuchtend roten Blüten sicherte das Auskommen von zehn Männern und ihren Familien unten im Tal. Nach dem Mohn richteten sie ihre Lebensweise, ließen Frauen und Kinder zurück. Ihr Verhalten war nur nach dem Gesichtspunkt orientiert, zu tun, was nötig war, um das eigene Überleben zu sichern. Niemand zeigte ihnen einen anderen Weg und was sollte daran unrecht sein, wenn es Brot in ihre leeren Mägen brachte?

Die Angst und Zweifel kamen erst an diesem Tag. Die Sonne war noch nicht aufgegangen hinter den Wolken, da stieg ihnen der Geruch von Kerosin in die Nasen und dunkler, bedrohlich schwarzer Rauch mischte sich in die grauen Regenwolken am Himmel. Ein paar Ziegen waren die Ersten, die unruhig wurden und nach wenigen Minuten waren alle auf den Beinen. Die jüngsten versteckten sich unter den Decken, aus Angst vor den Drachen, die die älteren Jungen hinter diesem Angriff vermuteten und schnell hatten sich drei oder vier von ihnen zusammengefunden, die mit selbst gebastelten Speeren zur Drachenjagd wollten. Doch ihre Väter kamen ihnen zuvor und schickten sie zurück in die Hütten. Einer von ihnen holte die einzige wirkliche Waffe aus einem Versteck, eine verbeulte Kalaschnikow deren Funktion wohl eher Abschreckung sein sollte und zu fünft machten sie sich auf den Weg zu den Feldern. Dort angekommen sahen sie wie seltsame Wesen in silbrig glänzenden Anzügen durch ihre Felder wateten und überall wo sie die Ernte berührten gingen die Mohnblumen in Flammen auf. Das Unwirkliche dieser Kulisse wurde nur durch einen weiter hinten geparkten Geländewagen entzerrt. Der Wagen war deutlich als Militärfahrzeug gekennzeichnet. UN stand in großen Buchstaben auf den Türen und der Motorhaube. Auch wenn den Bauern das lateinische Alphabet fremd war, so wussten sie nun doch, was hier passiert war. Soldaten waren gekommen, Fremde, die sich erdreisteten ihnen ihre Ernte zu stehlen! Gerade als ihnen dies klar wurde kamen 3 Männer auf sie zu, zwei von ihnen trugen kakifarbene Uniformen, einer die landesübliche Tracht, er war wohl ein Dolmetscher. Doch die Bauern konnten nicht hören was der Übersetzer ihnen mitteilen wollte, der Schock und die Erkenntnis über das was vor ihren Augen geschah saßen zu tief. In unendlicher Langsamkeit sahen sie, wie die Blumen sich in der Hitze der Flammenwerfer wanden, ihre Stiele verdorrten und kokelten und die Blütenkelche sich zu kleinen schwarzen Kugeln verwanden ehe die Hitze sie entflammte. Feuerblüten. Das ganze Feld lag innerhalb weniger Stunden unter einer dampfenden Schichte aus Asche. Um die Situation noch grotesker zu machen setzte nun auch der Regen ein, auf den sie alle so lange warten mussten. Der Boden war noch so heiss, dass jeder Tropfen sofort als kleine Dampfwolke nach oben stieg, sobald er ihn berührt hatte. Und als die Asche weit genug abgekühlt war wusch das Wasser das sich nun immer mehr sammelte alle Spuren dieser Vernichtungsaktion in ein trockenes Bachbett und ließ nur den nackten Boden zurück.

Hätte es ihnen ihre Ehre nicht verboten, die Männer wären wohl in Tränen ausgebrochen. Doch so formte sich ihre Trauer um und verwandelte sich in kalten Hass. Einer hob einen Stein auf, warf ihn auf die Windschutzscheibe des Fahrzeugs, zwei andere hielten ihn zurück und ein weiterer flüsterte ihm etwas zu, deutete auf den Boden und der Aufgebrachte beruhigte sich wieder. Dort vor ihm im Staub lag ein einzelnes Blütenblatt, das dem Feuersturm und dem Regen standgehalten hatte. Es war ein Zeichen, ein sehr mächtiges Zeichen! Diese Soldaten hatten ihre Ernte vernichtet, ja, soviel war sicher, aber eines konnten sie nicht verhindern! Nämlich das die Samen, die nun in gutem Boden lagen in den nächsten Wochen wieder aufkeimen würden und noch mehr gedeihen würden als bisher! Allah ist groß murmelten alle gleichzeitig, dann zogen sie sich in ihr Dorf zurück. Dies war ihr Land und es bot ihnen den Schutz den sie brauchten, das würden diese Fremden nie verstehen!

Wunschsammler

Hier unterm Sternenhimmel liege ich.

Wartend,

Zählend.

Bis der letzte Stern dort oben erlischt

Und die Sonne ihre Spur verwischt.

Keiner versteht was genau ich hier tu,

warum ich hier liege während andere ruh’n.

Beim fünfhundertsten gefallenen Stern

wagt ich zu hoffen du hast mich gern.

Als ich bei tausend angelangt,

wollte ich schon wünschen,

als mein Mut mich verließ.

Zehntausend Wünsche für lange Zeit,

unausgesprochen, und nicht gedacht,

seit Jahren sind meine Lippen versiegelt

immer dann wenn ich nachts an dich gedacht.

Nun ist der zehntausendste Stern gefallen

und ich löse alle für einen Wunsch ein.

Was ich nur sehne ist deine Nähe

und deine Liebe für alle Zeit,

darauf wart ich seit Ewigkeit.

Traumwehen

Was gäb´ ich drum,

würd dieser Traum niemals zu Ende gehn

das diese Seifenblase, die ihr Menschen Liebe nennt

niemals zerplatzen könnt.

So schwebt‘ ich hier in dieser Zwischenwelt,

voll unvorstellbarer Glückseligkeit,

im Äther der die Welt zusammenhält.

Doch draussen, was ihr Narren gern

zu Realität ernennt

gibt es nur Neid und Leid und Hässlichkeit

und Alles ist aus Zweifel und Selbstherrlichkeit,

Mittel zum Zweck auf eurem Weg der Eitelkeit.

Mit diesen Worten schliess ich hier und flüchte ins Exil,

ab heute träum ich nur noch,

so lang und viel ich will.

Lebt wohl ich kehre nicht zurück,

denn jeder Schritt zurück zerbricht ein Stück vom Glück.