gestutzte Worte

Der frühe Vogel fängt
den Wurm vom Haken
ist noch lange nicht,
wer anderen eine Grube gräbt.

Fällt selbst dem blinden Huhn
ein Körnchen Wahrheit zu
und aus dem Auge rieselt.
Still und leise Schnee.

Noch ist nicht aller Tage
Anfang ist nicht Ende!
Gut.
Dass es dich gibt.

Nichts währt ewig.
Nur die Liebe zählt
die Tage bis zum Wiedersehen.
Ist nicht für lange.

Duett

Ich möchte das Lied sein, das du summst
bevor du einschläfst und nachdem du aufwachst.
Immer nah an deinen Lippen.

ich würde dir zuflüstern „sing mich“
und mich freuen, dass ich den Weg zu deinem Herzen kenne.
Denn du trägst mich in dir.

Meine Melodie würde dich begleiten
während du lebst und liebst, selbst wenn du mich nur summst,
weil du den Text nicht kennst vom zwischen den Zeilen lesen.

Wir wären erst Solo, dann Kanon und zum Schluss Duett.
Denn nichts im Leben – geht ohne Einstimmung.

Herzfischer

Hinaus auf den See,
den fliegenden Herzen hinterher,
mit nichts auf der Seele,
als einer dünnen Decke Musik.

Musik – aus deinen Gedanken gesummt,
dünn wie Seide,
ausgehaucht bei unserem Abschiedskuss.

Das Netz hängt straff in der Brise,
die Augen fixieren die Wellen.

Und jedes Kräuseln zeigt mir dein Gesicht.

Schichwechsel

12 Milliarden Menschen.
12 Milliarden und ich
wandern über die Welt.
Doch ich kenn nur die Hälfte,
hab sie nie gesehen!

Man hat uns  angelogen,
hat bei Volkszählungen betrogen,
uns ruhig gestellt
und zu Bett geschickt.

Habt ihr euch nie gefragt?
Gefragt, woher die Träume kommen,
die von einem anderen Leben erzählen?
Träume die kleben bleiben zwischen den Augenlidern!?

Als die Ressourcen knapp wurden
merkten die Menschen wie nah
ihre Welt vor dem Ende steht.
Und so erfanden Sie den Schlaf.
Und so erfanden Sie die Seelen.

Nacht um Nacht wandern
12 Milliarden Menschen.
Durch Nacht und Körper,
durch Tag- und Nachtschicht.
Und der Schlaf war nur eine Lüge.

Zwei Seelen , ach, wohnen gar in jeder Brust!
Die eine ruht, die andere wacht.
Der Wechsel folgt dann in der Nacht.
Im Traum erfolgt das Schichtgespräch.

Und vielleicht lieb ich

Wo fing das an, dass ich den Schmetterlingen
voller Wut und Angst die Flügel zog,
wie ein Dentist, den niemand mag?

Wann trennte ich die Fäden meiner Träume auf,
und machte Angelschnüre aus ihnen?
Und Köder aus den Kinder meiner Gefühle?

Was ist es, dass im trüben Wasser meines Seelenbrunnens
sich nicht fangen lässt?

Ich. Leg mir Worte in den Mund, die meinen Hunger stillen sollen.
Rede von Dingen die ich gar nicht kennen kann.

Aber das Schlimmste, was ich tu ist Nichts.
Mich umzudrehen von dem einen Satz den ich nicht hören will,
Weder aus deinem noch aus meinem Mund:

„Vielleicht lieb ich dich.“

Ich fürchte nicht die Wahrheit sondern mehr ihr Echo,
weil es klingt wie „nicht“.

Ich wollte Alles wissen
ich wollte Ewig leben
aber nicht einsam sein.
Fürchten wollte ich nie.

Nichts!

Ich fürchtete Einsamkeit
Ich fürchtete Zweisamkeit
Ich fürchtete Einsamkeit.
Wollte nichts mehr wissen.
Wollte sterblich sein.

Wollte niemals wieder so lang alleine sein.

Abendrot, nach Zahlen

Schon als kleiner Knabe nahm mich mein Vater
auf seinen Schoß, wenn er bei der Arbeit saß.
Er war Maler, wie schon sein Vater
und der Vater seines Vaters.

Über viele Generationen hinweg waren die Väter
in meiner Familie Maler.
Aber sie malten nicht viele, sondern nur ein einziges,
nie ganz vollkommenes Bild.
Jeder für sich, sein Leben lang.

Der Rahmen war nicht groß, vielleicht ein Meter oder
mehr im Durchmesser.
Sie waren Meister ihrer Kunst.
Das wichtigste, so sagte mein Vater oft, ist die Farbe.
Taugt sie nichts, taugt auch das Bild nichts.

Siehst du das Blau des Meeres? 1000 Jahre ist es her,
das unsere Ahnen sich entschieden, dass nur das Blau
in den Augen einer bestimmten Frau dafür geeignet war.
Und hier, wo der Himmel ins Meer mündet, die dunkle
Linie am Horrizont?!

Nur die schwärzeste Seele ihrer Epoche war für diesen
Farbton verantwortlich.
Aber die letzten 50 Jahre waren die schwersten.
Für mich, für meinen Vater. An uns war es, dem Abendrot
des Sonnenuntergangs Gestalt zu geben.

Es fehlt nur noch ein einziger Farbton. Einer von 150!
Vielleicht ist es dir ein Trost, dass damit das Bild endlich,
endlich, endlich vollkommen ist.
149 Farben, 149 Menschen und du, haben ihr Leben dafür gegeben.
Nein, lauf nicht weg! Wo würde das sonst enden!?

Wortgefecht

Schlagwort um Schlagwort erkämpfe ich
was ich eigentlich nur sagen wollte.

Unter dem lauten Stakkato der Argumente
fällt das Geklimper der Worthülsen nicht ins Gewicht.

Argumente müssen laut sein. Lauter als der Rest.
das was gesagt wird verliert an Bedeutung.

Bd wird dB. Inhalt und Medium tauschen die Plätze.
Bedeutung und Dezibel.

Aber was bleibt, wenn ich meine Standpunkte erobert habe!?
Was füllt die Stille, in die du fällst. Wenn wir streiten.

Wer nimmt mich Pyrrhus nach dieser Schlacht noch in den Arm?
Liebt mich jemand?

Habe ich das eben laut gefragt? Laut genug!?

Sunt hic dracones

Setzt du deinen Fuß auf jenes unbekannte Land – gib acht.
Kein Mensch war vor dir hier, du gehst auf ungeweihtem Boden.
Kein Pfad zeigt an, wo hin du deine Schritte lenken sollst.
Hier gibt es Drachen!

Du kommst von alten, weit entfernten Gestaden.
Der Wind des Neuen trieb dich voran und vor dir selber her.
Von Orten wie diesem hörtest du nur aus alter Leute Sagen.
Und dass hier Drachen leben sollen.

Traust du dich weiter gehen?

Die Stimmen hinter deiner Stirn, sie warnen dich.
Großväterworte, alt und voller Pflicht, mit paukenden Trompeten.
Im Enkelland verlieren sie schneller an Gewicht, als du es glauben magst.
Fragst du noch immer, warum es Drachen gibt?

Nimm alles was du weißt und wirf es über Bord, der Strand ist nah, es soll gewogen werden.
Trifft es noch vor dir ein von Flut und Well getrieben, es ward gewogen.
Ehre der Alten Gut, doch lass dich nicht davon in Ketten legen.
Wenn es hier Drachen gibt, wirst du sie finden, jagen und dann zähmen.