Protuberanz

Die Sonne liebt euch, Menschenkinder. Voller Gnade schickt sie ihre Strahlen in das Nichts, um euch zu wärmen. In all den Jahrmillionen hörte sie damit nie auf, ihre Liebe steigerte sich in einer glutheißen Fusion, Millionen und Abermillionen Grad heiß. Kennt ihr ein Herz, das so von Liebe glüht und dennoch nicht zu Asch und Staub zerfällt? Sie will euch nahe sein, will euch in die Arme schließen. Doch was macht ihr? Flieht von dem blauen Ball, der euch so lange Heimat war, steigt auf in winzig kleinen Schiffen mit kontinentgroßen Segeln zu den Göttern der Vergangenheit, lasst Mars, Saturn und Jupiter nur einen Gruß auf einem Weg der nur ins Dunkel führt. Wo denkt ihr führt euch euer Schicksal hin? Was ist so schlimm daran den Kuss der Photosphäre brennend auf der Haut zu spüren, wenn sonst nur Kelvins kalte Grüße aus der Zukunft winken?

So oft habt ihr in eurer Phantasie den Untergang der Welt heraufbeschworen, wie oft nur seid ihr diesem Schicksal im letzten Augenblick entkommen?! Und doch war nie die Welt bedroht, es war nur eure Existenz die vor dem Ende stand. Nun stehe still, Menschengeschlecht. Die Mutter aller Mütter kommt nach Haus. Bereite ihr ein freundliches Willkommen ohne Angst. Wir kehren heim in ihren Schoß, der doch kein Ende ist.

Wie warm es dieser Tage wird. Im Herbst.

Aasgeier

Es dröhnt das Eisen
quietscht der Stahl
dort in der Stille endet Qual,
tief sitzt der Schock
in allen Knochen.

Kaum steigt der Duft
von Blut zur Luft,
da hört man Rascheln
überall, in Luft,
am Boden, im Kanal
und auch im Feuilleton
und leise hauchts „Information“

Wie Geier kreisen die Reporter
vom Boulevard und auch darunter
und schnuppern laufend heiße Beute
am besten dampfend und noch feuchte
die sie dann in die Redaktionen zerren.

Dort wird dann Wurst,
was einst ein Menschenleben,
der Mensch liebt Tragödie,
also geben, Sie lieber seines,
als ihr eignes Leben.
So ist das eben, ein Reporterleben.

Ach könnt ich doch

Ach könnt ich doch
in deiner Seele schwimmend Kreise drehen,
tief tauchend deine geheimsten Gedanken sehen.
Dann würd ich allen Atem sparen
und immer weiter in die Tiefe gehen.

Ach könnt ich doch
dir einen Blick gewähren aus meiner Augen Sicht,
tief blickend deine wahre Schönheit sehen,
damit du weißt wie schön du wirklich bist
und immer schöner wirst zum Tages End.

Ich finde keine Worte dich zu überzeugen,
drum muss der Reim mir heute dienlich sein.
lass andere Lügen und die Wahrheit beugen,
mir wird die Wahrheit Schwert und Schilde sein.

Ach könnt ich doch
dir meine Liebe zeigen – rein und voll Schönheit,
wie der erste Schnee.
Dann würden sich Sommer, Herbst und Winter vor dir neigen
vor dir im Frühlingskleid,
du meine Königin.

Heimweg

Auf dem Weg nach Hause,
auf dem Umweg durch den Park,
malten die Bäume im letzten Akt
viele Sonnen auf den Rasen,
der schon vor Wochen seine Farbe ließ.

All das Laub an ihren Zweigen fand sich
nun am Boden wieder,
golden-nass ans Gras geklebt.
Für eine letzten Sommersonnenschau gegeben.
Bald kommt Herr Regenwurm und sorgt für Dämmerung.

Schöner Herbst

Wo ist das grüne Blätterdach
der Bäume nur geblieben?
Ziehen die Vögel dort am Himmel
wirklich schon nach Süden?
Ist es tatsächlich endlich Herbst?

Schon schießt er Gold und Rot
in alle Blätter,
zaubert er Süße in die leckeren Früchte
und wärmt ein letztes Mal
der alten Dame Leib.

Im Wald hebt Pilz um Pilz den Kopf
und Meister Igel trifft Frau Igelin.
Im toten Laub ist doch noch Leben drin!

Ein kalter Wind fährt
durch dein Haar.
Wortlos schmiegst du dich
näher an mich ran.

Ja. Endlich ist Herbst.

Unerwiderte Liebe

Wenn Mann
sich in ein Bild verliebt,
kein Spiegelbild,
ein Sinnbild,
ein Bild der Sinnlichkeit!

Wenn dann
diese Liebe keine Widerung erfährt,
nicht erwidert wird,
nicht mal verweigert oder ignoriert.
Wo soll dann all die Liebe hin?!

Und all die Schmetterlinge
schmecken wie von letzter Woche,
nach den Raupen
die sie eigentlich nur sind,
unverpuppt und bitter.

Wo soll nur all die Liebe hin?
Etwa nach Gorleben oder gar Asse?