Eins unter vielen – Herbstgedicht

Der Himmel tiefblau über mir
und unter meinen Füßen Erde,
satt und feucht
mit einem Tagebart aus abgemähten Ären,
so stand ich am Beginn der Welt.

Mit einem Finger ausgestreckt
in Richtung Osten.
Der Aufgang einer neuen Sonne
steht  bevor.
Wie Schichten dünnen Butterbrotpapiers
hüllt Nebel alles rund herum in stumpfes Hell.

Minutenweises Blättern bringt dem Tag Kontur.
Am Anfang war das Weiß,
dann langsam Grün
und Rot des nahen Herbst,
dann irgendwo ein blau aus Himmel,
dem an den Rändern schon
das Violett des Morgens droht.

Wie ein endloser Bluterguss franst es von Außen auf,
bis von der blauen Nacht kein Tupfen übrig ist.
Nun regiert Pastell die Welt für wenige Minuten.
Nimmt ihrer atemraubenden Hässlichkeit die Schärfe,
wie ein Zahnarzt fachmännisch den Schmerz,
bevor er bohrt.

Auf in den Tag, nichts hält mich mehr.
Im freien Fall hinaus zur Tür im Nebel.
Ich gehe, eh der Herbst in seinem Farbenrausch
mir meine Sinne raubt und an den Augen zerrt.
Natürlich schlürfend, häuf ich Laub auf meine Schuh.
Und in der Nase einen Duft nach mehr.
Herbst ist die Fäule in der Leben schläft.

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