Vor der Tür

Wie oft stand ich schon vor der Tür,
die du in deiner Wut hinter mir
zugeschlagen hast!?

Ich zählte nie die Dutzenden von Male
in der ich meine Hand am Türknauf fand
und nicht den Mut hinabzudrücken.

Im Lauf der Zeit wurd’ sie mir lieb,
weil ich dahinter und die Welt dort draußen blieb.
Die Tür. War zu.

In all den Schluchten die sich meine Füße gruben,
als ich durch mein Gefängnis schlich,
war mein einziger Gedanke: der an Dich.

Bis ich auf einen Schlüssel trat.
Es war ein Stein, ein Kiesel nur.
Er lag so einsam, wie auch ich, in meinem Flur.

Verärgert und mit Schmerz im Fuß warf ich den Kiesel
durch die Luft, dort wo ein Fenster war.
Das Steinchen traf und machte so ein Sprichwort wahr.

Scherben bringen Glück, wusstest du das?
Und das Sonnenlicht von draußen hatte Spaß!
Splitter rieselten zu Boden, fast wie Sommerschnee.

Sonnenlicht! Ich kannte es, doch wusste ich nicht mehr,
dass es ganz schön in den Augen sticht.
Ein Schritt nach vorn, das Glas war ganz schön – scharf.

Doch was ist Blut, wenn man sein Herz vergeudet hat noch wert!?
Es tropft erleichternd und es ist nicht viel.
Was gäbe ich jetzt nur für einen Besenstiel.

Das Großreinemachen kann ich mir verkneifen.
Langsam gewöhnt sich auch mein Augenlicht
und überraschend staune ich durchs Fenster: bis in die Berge reicht die Sicht.

Eilig renn ich jetzt zur Tür, stecke den Schlüssel in das Schloss
und brech ihn ab.
Ich genieß die Aussicht die ich neu gewonnen hab.

Schnell pack ich alles Hab und Gut,
zwei Schuhe, Jacke und den alten Hut.
Und um den Reim zu schließen – meinen ganzen Mut.

Ich trete durch das Fenster in die Welt hinein.
Und du, du darfst für immer vor der Türe sein.

2 Gedanken zu „Vor der Tür

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