Der Denker

Auguste Rodin – The Thinker, ursprünglich hochgeladen von Cilest

Tausend Wünsche hatte ich frei
und mein erster war:
Ich möchte böse sein,
böse und taub,
damit kein Leid mehr an meine Ohren dringt,
wenn ich der Welt begegne.

Ich möchte gern böse sein,
böse und blind,
so dass ich nicht sehen muss,
was ich nicht hören kann.

Lass mich böse sein,
böse und ohne Moral,
die einem nur Entscheidungen zeigt,
die andere schon längst trafen.

Mach mich böse,
böse und stumm,
sonst spendet ein Wort aus meinem Mund
noch jemandem unverdient Trost.

Ich möchte böse sein,
böse und lahm, mit Gicht in Beinen und Arm
und starr wie eine Stele im Tempel,
sonst bück ich mich noch, um zu helfen.

Was soll ich euch sagen,
alle Wünsche wurden erfüllt.
Nur nicht jene, die ich vergaß,
an die ich nie dachte.

Merkt euch,
vergessene Wünsche sind
von allen die schlimmsten.

Hätte ich daran gedacht,
hätt ich mir Gedanken weg gewünscht
und Tränen,
Zweifel und Hoffnung
und meine Unvernunft.

So aber sitze ich hier wie Stein
und wünsch mir nichts sehnlicher,
als gut zu sein.

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