Liebe Spiegel-Redaktion, lieber Herr Aust!

Erst vor zwei Tagen habe ich einen freundlichen Brief ihres Verlages erhalten, in dem sie mir anbieten die Zeitschrift DER SPIEGEL wöchentlich zu einem unverschämt günstigen Preis zu abonieren, bei dem sich mir die Frage aufdrängt, in welches Dritte-Welt-Land sie die Redaktion verlegen müssten, um auf diesen auf Dauer halten zu können.

Vielleicht ist es ihrer Datenbank entgangen, aber ich war bereits Abonement ihres Blattes. Insgesamt über 4 Jahre, wenn ich mich grad richtig erinnere. Damals hatte noch ein gewisser Herr Augstein das Heft in der Hand und ein Auge auf alle Meldungen, die ihr Blatt drucken wollte. Damals war DER SPIEGEL noch eine Zeitschrift, die fundiert informieren und nicht fundamental polarisieren wollte.

Sicherlich hat die Zeit an der Struktur des Verlags genagt, der Einbruch an Lesern wird auch am SPIEGEL nicht spurlos vorbei gegangen sein. Das rechtfertigt es aber nicht, auf Teufel komm raus Schlagzeilen produzieren zu müssen. Ich muss zugeben, fast hätten sie mich ebenfalls getäuscht. Der Sinneswandel im SPIEGEL war schleichend und heimlich und für jemand, der zuerst die Wissenschaftssparte aufschlägt, ehe er sich den Wirtschafts- und Politiknachrichten zuwendet nicht einfach zu durchschauen. Aber ich bin ihnen doch auf die Schliche gekommen.

Wenn einem bei der Lektüre eines Artikels dauernd ein unbestimmtes Bauchgefühl plagt, nein nicht unbedingt Blähungen, eher anleihen an ein zukünftiges Magengeschwür, dann läuft etwas unterbewusst richtig, dass man bewusst nicht einordnen könnte. So ging es auch mir. Der Weg, den DER SPIEGEL seit dem Tod Augsteins eingeschlagen hat, zerstörte mein Vertrauen in die Objektivität der Redaktion und kostete sie somit einen ansonsten treuen Abonementen.

Ich würde sie jetzt gerne bitten, entweder ihren früheren Stil wieder aufzunehmen oder mir in den nächsten 20 Jahren keine Briefe mehr zukommen zu lassen.

mit freundlichen Grüßen,

B. U.

2 Gedanken zu „Liebe Spiegel-Redaktion, lieber Herr Aust!

  1. Den letzten guten Spiegel hab ich, glaube ich, Anfang der 80iger gelesen. Allerdings der Einzug des Neoliberalismus fand erst erheblich später statt. Was heute ist, kann ich nicht sagen, aber derzeit dürften sie wohl auch auf der Terror – Panik – Welle mitreiten. Und ganz bestimmt kommt demnächst eine Titelgeschichte über „Knut“ und das Risiko, das er für das deutsche Sozialsystem darstellt…
    Ausweg : Eisbärbraten. Rezept folgt demnächst. 😉 LG auch an Karin DerGeist

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