Die wenigsten wissen wie ich vollständig heiße, hier im Netz bin ich sowieso nur als Seraja Ten unterwegs und im Privatleben belaste ich meine Mitmenschen nur sehr selten damit, sich 3 Vornamen merken zu müssen! Allerdings entwickelt sich meine Persönlichkeit in einer beängstigend geradlinigen Art dahingehend, dass ich eine unbemerkte Wirkung meiner Namensvettern nicht mehr von der Hand weißen kann. An und für sich ist an den Namen Karl und Friedrich kein wirklicher Anstoß zu nehmen. Genau wie mein Rufname sind sie untadelig und werfen keinerlei Nachfragen auf.
Da mein werter Herr Papa aber im Jahre 1948 das Licht der Welt erblickte war er in genau dem richtigen Alter, als die 68er in Deutschland herrschende Meinungen anzweifelten und außer Kraft zu setzen versuchten. Kommunismus war damals eine Idee, die viele Anhänger fand, nicht der Leninistische, sondern der Marxistische Kommunismus. Mein Papa also, zur Revoluzzerzeit genau im Revoluzzeralter, fand gefallen an Marx und damiteinhergehend auch an Engels.
Lange Zeit hing in unserem Wohnzimmer ein bärtiger Herr, dessen Gesicht mir nichts sagte. Ich bin mir zu diesem Zeitpunkt nicht mal mehr sicher, wofür ich ihn hilt. Einen entfernten Verwandten vielleicht? Vielleicht war es mir mit meinen damals 10 Jahren auch egal, was für schrullige Dinge meine Eltern an ihre vier Wände hängten. Marx und Engels jedoch verfolgten mich von meiner Geburt an.
Meine Großeltern, deren Erziehung noch weit weniger freizügig verlief hätten sich ob dieser Namensvergabe wohl weit vor ihrem Ableben in den Gräbern umgedreht, wäre meinen Eltern nicht ein glücklicher Zufall zuteil geworden – meine Großväter trugen passenderweise die selben Vornamen. Karl war der Großvater mütterlicher-, Fritz aka Friedrich der väterlicherseits. Da beide zwischenzeitlich verstorben und meine Großmütter gänzlich unpolitisch sind denke ich, diese Beichte trifft niemanden mehr auf letale Weise.
Leiden muss wohl auf Dauer nur ich, denn meine Namensvettern fordern immer mehr von mir. Ich erinnere mich noch an die Nächte, die ich mir mit dem lieben Herrn Papa in politischen Diskussionen um die Ohren schlug und oftmals in halben Streit geraten ließ, sei es aus jugendlichem Trotz, oder einfach nur, weil er so leicht zu reizen ist. Diese Zeit ist allerdings schon lange vorbei und ich bin in meiner Meinung derart gefestigt, wie eine Meinung gefestigt sein darf, ohne zum Dogma zu werden. Hoffentlich.